Im herausfordernden letzten Jahr haben wir uns besonders über einen Auftrag der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission Deutschland gefreut. Für eine Kampagne mit dem Motto „Stopp Sklaverei“ haben sie Halstücher aus Bio-Baumwolle bei unserem Partnerunternehmen FREESET in Indien bestellt. Mit Carolin Werner, die zu diesem Zeitpunkt Leiterin für Mobilisierung & Ehrenamt bei IJM war, hatten wir über ihre Motivation und ihre Arbeit gesprochen:
MIF: Caro, Du engagierst Dich bei der Menschenrechtsorganisation IJM in besonderer Weise für Freiheit und Gerechtigkeit. Was bedeutet Freiheit für Dich persönlich?
Caro: Freiheit bedeutet für mich persönlich, die Wahl zu haben und das Leben selbst in die Hand nehmen zu können. Ich glaube, dass jede Person Potential hat, das es zu entdecken und entfalten gilt. Und um dies tun zu können, braucht es Freiheit. Das kann die buchstäbliche Freiheit sein, in der ein Mensch nicht von anderen Menschen versklavt wird – aber auch im übertragenen Sinn, Freiheit von eigenen Lastern und Vorstellungen, die einen zurückhalten. Gerade als Frau, ist mir diese Art von Freiheit sehr wichtig.
MIF: Wie kamst Du ursprünglich zu IJM? Gab es irgendwann ein Schlüsselerlebnis?
Caro: Vor 10 Jahren habe ich in Paraguay eine Frau kennengelernt, nennen wir sie Laila. Laila wurde verkauft und von einem Mann sexuell ausgebeutet. Aber mit professioneller Hilfe hat sie sich ihre Freiheit zurückerkämpft und entfaltet ihr Potential. Das Problem ist, dass die Täter zu oft nicht zur Rechenschaft gezogen werden – wie auch bei Laila. In Ländern mit fehlendem Rechtsschutz sehen wir eine Epidemie wie niemals zu vor. Über 40 Millionen Menschen sind Gewalt in ihrer härtesten Form ausgesetzt – Sklaverei. Das war mir vor 10 Jahren unbekannt. Ich wusste nicht, dass fast 30 Millionen Frauen und Mädchen einer ähnlichen Hölle wie der von Laila ausgesetzt sind. Geschweige denn die Milliarden Frauen und Mädchen, die anderen Formen von Gewalt – wie z.B. Diskriminierung, Missbrauch oder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Das ist brutalster Sexismus. Und es hat noch weitere 2 Jahre gedauert, bis sich der Kreis zwischen der Geschichte von Laila und der Realität von vielen anderen Frauen schloss. Mit diesem Zusammenschluss kam es für mich persönlich zum Schulterschluss in Solidarität mit Frauen – weltweit. Mein Leben mit all den Freiheiten, ist nur möglich, weil viele Frauen vor mir für genau diese Freiheiten gekämpft haben. Meine Freiheiten als Frau sind nicht nur Privileg, sondern auch eine Aufforderung. Die Aufforderung meiner Verantwortung nachzukommen. Für einen Schulterschluss zu kämpfen – zwischen Frauen aus allen Regionen der Welt, Gesellschaftsschichten, Religionen und Ethnien.
MIF: Ich stelle mir vor, dass bei der unglaublich hohen Anzahl von betroffenen Menschen, die noch in Sklaverei gefangen sind und ausgebeutet werden, man doch auch mal die Hoffnung verlieren kann, dass dieses Unrecht wirklich abgeschafft werden kann. Was motiviert Dich dranzubleiben und nicht aufzugeben?
Caro: In meiner Arbeit bei der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission sehe ich das Ausmaß von Gewalt an Menschen in Armut – vor allem im Kontext von moderner Sklaverei. Es bewegt mich und macht mich wütend. Menschen können ihr Potential nicht entfalten, weil sie nicht ausreichend Schutz erhalten. In einem Rechtssystem braucht es ausgebildete Anwält*innen, Polizist*innen, Richter*innen und Staatsanwält*innen, die Menschen vor Gewalt schützen. Nur wenn Täter vor Gericht verurteilt werden, kann systematisch verhindert werden, dass die Rechte von Frauen mit Füßen getreten werden. Das gilt in den Ländern in denen wir als International Justice Mission tätig sind – aber auch in Deutschland.
Aber ich lerne immer mehr Menschen kennen, die diesen Schulterschluss wagen. Ich darf Aktivist*innen dabei unterstützen, auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Sie darin anfeuern gemeinsam u.a. für Frauen einzustehen, deren Potential durch Gewalt verborgen bleibt. Sie ermutigen Mitgefühl zuzulassen, aber es nicht dabei zu belassen, sondern mutig zu sein und sich aktiv für die Freiheit aller Frauen einzusetzen. Und das wiederum motiviert mich dranzubleiben.
MIF: Wie seid Ihr auf MADE IN FREEDOM aufmerksam geworden und was hat Euch zu Eurer Bestellung bewogen?
Caro: Als Organisation ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir auf faire Lieferketten für Produkte achten, die wir für unsere Community herstellen wollen. Uns ist auch wichtig, dass es in der Produktion so viel Überschneidung wie möglich mit unseren Anliegen gibt, sodass ihr da für uns der perfekte Match seid. Wir arbeiten gerne mit euch zusammen und waren total dankbar, dass ihr in dieser herausfordernden Zeit die Tücher für uns möglich gemacht habt!
MIF: Was möchtest Du sonst noch loswerden?
Caro: Danke, dass Ihr fair produzierte Merch-Produkte möglich macht!! Weiter so und viel Erfolg weiterhin.